Als das Gebäude unserer Schule 1781 fertiggestellt wurde, benützte man noch Latein als Unterrichtssprache. Es ist daher kein Wunder, dass lateinische Inschriften das Gebäude zieren.
Über dem Eingang der Schule empfängt den Besucher der Satz: ERVDITIONI.VIRTVTI.AC.EXEMPLIS.SACRA (Der Bildung, der Tugend und dem Beispiel geweiht). Die großen Buchstaben aus der Inschrift, in Goldfarbe hervorgehoben, sind lateinische Ziffern und ergeben das Baujahr des Schulgebäudes 1781 (Man vernachlässigt dabei die üblichen Regeln, nach welchen sonst die römischen Ziffern gelesen werden).
Beim Eintritt wird der Besucher mit der lateinischen Grußformel SALVE empfangen, der Imperativ des Verbs salveo, -ere = sei gesund, bleib gesund.
Diese Formel wird im ersten Stock unter einer anderen Form wiederholt: SALVETE DII SCHOLARVM PATRONI (Seid gegrüßt ihr Schutzgötter der Schulen).
Im Festsaal – lateinisch als Aula bezeichnet, was Hauptsaal bedeutet – ist über der Kanzel in einem mit Ornamenten und Girlanden verzierten Kreis, charakteristisch für den Barockstil des Schulgebäudes, die Bemerkung: TIMOR DOMINI INITIVM SAPIENTIAE (Die Gottesfurcht ist der Anfang der Weisheit) zu sehen.
An der Decke der Aula finden wir zwischen Ornamenten, zwei Trompeten und zwei geschlossenen Büchern, ein offenes Buch, als Symbol der Erkenntnis, auf dessen Seiten man die Worte NATVRA ATQUE REVELATIO (Natur und Offenbarung) lesen kann. Natura, -ae bezeichnet das Universum, die Gesamtheit der von Gott geschaffenen Wesen und Dinge und revelatio leitet sich vom lateinischen revelo, -are = entdecken, enthüllen ab und zeigt wie Gott sich der von Ihm geschaffenen Welt offenbart.
In einer modernen Welt weisen diese Inschriften auf eine 230 Jahre alte Tradition hin und erinnern den Besucher daran, dass schon zahllose Generationen diese Inschriften gelesen und sich daran erfreut haben.
Prof. Olga Suciu